(München) Das Gastgewerbe steht weiterhin unter massivem Druck – auch in Bayern. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern hervor.
Deutschlandweit liegen die Personalkosten klassischer Restaurants bei über 40 Prozent, der Wareneinsatz bei über 30 Prozent. Hinzu kommen die Kosten für Energie, Versicherungen und Gebühren. So sind die Arbeitskosten seit 2022 um 34,4 Prozent gestiegen (4. Quartal 2024 gegenüber Januar 2022) sowie die Lebensmittelpreise um 27,1 Prozent, alkoholfreie Getränke um 33,7 Prozent, alkoholische Getränke um 17,9 Prozent und Energie um 27,6 Prozent (jeweils Juli 2025 gegenüber Januar 2022). Zusätzlich wird der Mindestlohn zum 1. Januar 2026 um 8,4 Prozent angehoben.
Nach aktuellen Zahlen meldeten die gastgewerblichen Betriebe in Bayern im Juli 2025 im Schnitt Umsatzverluste von 9,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr, im Zeitraum Januar bis Juli 2025 lag das Minus bei 8,6 Prozent. „Die Kosten explodieren, die Gäste sind preissensibler, die Umsätze sinken. Die aktuellen Belastungen bringen viele Betriebe an ihre Grenzen“, sagt deshalb DEHOGA Bayern-Präsidentin Angela Inselkammer. „Unsere Branche braucht von der Politik Rahmenbedingungen, unter denen sie erfolgreich arbeiten kann. Jetzt ist entschlossenes politisches Handeln nötig – für starke Betriebe, sichere Jobs und echte Perspektiven.“
Allen voran fordert der DEHOGA Bayern die schnellstmögliche gesetzliche Verankerung der 7-Prozent-Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie. Spätestens zum 1. Januar 2026 muss die Entlastung in Kraft treten. „Die Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie ist zwingend notwendig, um die Existenz der Betriebe und regionalen Wirtschaftskreisläufe zu sichern“, so Inselkammer: „Die 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen sind der entscheidende Booster: Sie geben Spielräume bei der Preispolitik und für Investitionen in Mitarbeiter, Modernisierung sowie Erhalt und Wachstum. Damit wir weiter regionale Wirtschaftskreisläufe beleben, ist die Mehrwertsteuerreduzierung auf Speisen entscheidend. Denn wo das Gastgewerbe stirbt, stirbt eine ganze Region.“ Inselkammer betont: „Unsere Branche braucht jetzt Planungssicherheit.“ Die einheitliche Besteuerung von Essen mit 7 Prozent bedeute die längst überfällige Stärkung der Betriebe im harten Wettbewerb mit Lieferdiensten, Essen To Go und Fertiggerichten aus dem Handel, die seit jeher 7 Prozent haben. „Es geht um Steuerfairness und Gleichbehandlung.“ Die DEHOGA Bayern-Präsidentin verwies dabei auf den Koalitionsvertrag, das Sofortprogramm der Koalition sowie die jüngsten Beschlüsse der Geschäftsführenden Vorstände von CDU/CSU und SPD in Würzburg am 29. August. „Darauf vertrauen wir und setzen darauf, dass Bundestag und Bundesrat die einheitlich 7 Prozent Mehrwertsteuer zeitnah beschließen.“
Wie ernst die Lage ist, zeigt die aktuelle Umfrage: Auf die Frage, ob sie befürchteten, im Jahr 2025 in die Verlustzone zu geraten, antworteten nur 32,6 Prozent der Betriebe mit „Nein“. Fast 40 Prozent der Unternehmer befürchten Verluste, 30,1 Prozent wissen es noch nicht. Mit 7 Prozent Mehrwertsteuer erwarten 86,3 Prozent der Betriebe eine Stabilisierung ihrer wirtschaftlichen Situation. 73,6 Prozent sehen die Möglichkeit, Arbeitsplätze zu sichern und neue Stellen zu schaffen. Fast ebenso viele Gastronomen (73,0 Prozent) würden wieder verstärkt in Modernisierung, Digitalisierung und Kapazitätserweiterung investieren. 67,2 Prozent der Betriebe verbindet die Mehrwertsteuerreduzierung auf Speisen mit neuen Handlungsspielräumen für Innovationen. Über die Hälfte der Unternehmer (60,9 Prozent) sieht ihre Betriebe im Wettbewerb gestärkt. 51,6 Prozent der Gastronomen wollen ihren Gästen ein verbessertes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.
Die wirtschaftlichen Effekte der 7 Prozent reichen weit über die Branche hinaus – insbesondere in den Regionen. Denn wie aus den Umfrageergebnissen hervorgeht: Die Gastronomie ist ein zentraler Auftraggeber für das regionale Handwerk, für Produzenten und Dienstleister. 87,1 Prozent der Betriebe vergeben ihre Aufträge Fleischer und Metzger aus der Region. 86,3 Prozent beauftragen regionale Getränkehersteller, fast ebenso viele Aufträge gehen an Handwerksbetriebe aus der Region (81,3 Prozent). Darüber hinaus arbeiten zahlreiche Betriebe eng mit regionalen Lebensmittelherstellern, landwirtschaftlichen Betrieben, Wäschereien und weiteren Dienstleistern zusammen – ein starkes Netzwerk, das die gesamte Wertschöpfungskette vor Ort stärkt.
Weitere alarmierende Zahlen: Drei Viertel (75,4%) der gastgewerblichen Unternehmer konnten in den vergangenen Jahren notwendige Investitionen nicht mehr tätigen. Nur 24,6 Prozent der Betriebe waren in der Lage, ihre Betriebe im erforderlichen Umfang zukunftsfähig zu halten. Auch die Hoffnung auf eine sommerliche Belebung hat sich nicht erfüllt. Für die Monate August und September bewerten 29,0 Prozent der Betriebe ihre Buchungs- und Reservierungslage als schlecht bis sehr schlecht. Lediglich 25,2 Prozent sprechen von einer guten oder sehr guten Buchungs- und Reservierungslage während 45,8 Prozent die Lage als befriedigend einschätzen.
Die größten Sorgen der Unternehmer sind steigende Personalkosten (87,7 Prozent), steigende Kosten bei Lebensmitteln und Getränken (86,7 Prozent), die Bürokratiebelastung (78,9 Prozent) sowie wachsende Energiekosten (77,2 Prozent).
„Die Politik muss die im Koalitionsvertrag angekündigten Verbesserungen umsetzen. Der Herbst 2025 muss zum Herbst des Handelns werden“, fordert deshalb Angela Inselkammer. „Die einheitlich 7 Prozent Mehrwertsteuer auf Essen sind überlebenswichtig. Dazu brauchen wir eine echte Reformoffensive mit Bürokratieabbau, flexible Arbeitszeiten, spürbare Entlastungen für mittelständische Betriebe und Investitionsanreize.“
An der Umfrage vom 1. bis 15. August 2025 zur aktuellen wirtschaftlichen Lage nahmen knapp 1.100 gastgewerbliche Unternehmen aus ganz Bayern teil.
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