Um Gästen ihren Hotelaufenthalt oder Gastronomiebesuch so angenehm wie möglich zu machen, wollen Gastgeber möglichst viele Sinne positiv „bespielen“. Neben den drei für die Branche offensichtlichen Sinnen – dem Sehen, dem Riechen und dem Schmecken – gehört dazu auch das Hören! Das schönste Geräusch sei die Stille, hat einmal jemand gesagt und damit den Nagel auf den Kopf getroffen. Denn die Geräuschkulisse wirkt sich nachweislich auf das Wohlbefinden und die Zufriedenheit von Gästen aus, und zwar im Positiven wie im Negativen. Und genau wie die allgemeine Atmosphäre sind auch Straßenlärm, störende Geräusche im Haus und die generelle Raumakustik Teil des ersten Eindrucks, den Gäste beim Betreten eines Gasthauses, Restaurants oder Hotels haben. Viele Gastgeber haben dies erkannt und möchten durch geeignete Schallschutzmaßnahmen Komfort und Wohlbefinden ihrer Gäste steigern. Nachfolgend finden Sie einen Überblick über das Thema sowie weiterführende Informationen und Tipps. Als Kompetenzpartner hat der DEHOGA Bayern für die Inhalte mit dem Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart zusammengearbeitet.
Der Teufel steckt im Detail – in welchen Bereichen Akustik eine Rolle spielt
Das Problem: Oft merkt man erst nach der Einrichtung oder der Modernisierung eines Gebäudes, wie störend Geräusche – Echo, Schall, lautes Sprechen, laute Musik, bis hin zu Lärm – in einzelnen Räumen tatsächlich sind. Dann lässt sich häufig schwer noch etwas ändern. Viel klüger wäre es daher auch in der Hotellerie und Gastronomie, frühzeitig – also schon beim Bau oder der Einrichtung eines Gebäudes – Aspekte der Akustik zu berücksichtigen. Laut dem „Hotel Pain Index 2017“ – einer Marktforschungsstudie von Qualtrics – ist Lärm ein häufiger Grund für Beschwerden: Die Hälfte aller Befragten sagte danach, dass sie sich schon einmal über dünne Wände und laute Zimmernachbarn geärgert hätten. Die Geräuschkulisse beeinflusst die Aufenthaltsdauer der Gäste, die Häufigkeit ihrer Besuche und ob sie ein Hotel oder Restaurant weiterempfehlen. Verbesserungen beim Schallschutz wirken sich also unmittelbar auf ihren Umsatz aus!
Für den Schallschutz eines Gebäudes gibt es verschiedene Kategorien mit jeweils unterschiedlichen akustischen Anforderungen. Zunächst wäre da der Schutz vor Außenlärm zu nennen. Welche Maßnahmen hier geeignet sind, hängt von der konkreten Lage und Lärmsituation eines Gebäudes ab. Ob das Gebäude also an einer vielbefahrenen Straße liegt, in einer Partyzone, neben einer Fabrik oder in Flughafennähe.
Die zweite Kategorie ist der bauliche Schallschutz. Hier geht es um Lärmschutzmaßnahmen zwischen benachbarten Räumen eines Gebäudes, die sich je nach Ruhebedarf und Geräuscherzeugung unterscheiden. In der Rezeption zum Beispiel ist vor allem Sprachverständlichkeit bei gleichzeitiger Vertraulichkeit gefragt. Dazu müssen die Nachhallzeit und der Störgeräuschpegel durch technische Anlagen, Beschallung oder Außenlärm reduziert werden. In Restaurants sind je nach Konzept Ruhe, Kommunikation und Wohlklang gleichermaßen wichtig. Aus Sicht der Gäste sind auffällige Störgeräusche innen und Verkehrslärm von außen unerwünscht und die Ansprüche an Sprachverständlichkeit und Hörbarkeit von Musik hoch. Bei Trennung von Küche und Gastraum sollte die Küchenarbeit für die Gäste nicht hörbar sein. Die vielfältigen Küchengeräusche lassen sich technisch, baulich und organisatorisch eindämmen. Offen integrierte Küchen sind akustisch reizvoll. Wie bei Musikbeschallung kommt es aber auf das Maß an. Die höchsten Anforderungen bezüglich Störungsfreiheit und Privatheit stellen Hotelzimmer. Hier ist eine gute Schalldämmung nach außen und zu allen Nachbarräumen (horizontal und vertikal) nötig und technisch verursachte Geräusche sind ebenfalls zu minimieren. Eine ruhige Lüftung im Bad freut den Gast und schallgedämmte Sanitär- und Wasserinstallationen sind wiederum für die Ruhe der Nachbarn unerlässlich. Raumakustik spielt in Hotelzimmern dafür so gut wie keine Rolle.
Der technische Schallschutz als dritte Kategorie soll die Ausbreitung der Geräusche von Installationen und haustechnischen Anlagen aller Art minimieren. Und bei der vierten Kategorie, der Raumakustik, sollen geeignete Maßnahmen je nach Größe und Nutzung eines bestimmten Raumes für Ruhe und Sprachverständlichkeit sorgen.
Raumakustik für Altbauten und denkmalgeschützte Gebäude
Eine besondere Herausforderung in Sachen Akustik stellen Altbauten und denkmalgeschützten Gebäude dar. Hohe Räume, Gewölbedecken oder aus Denkmalschutzgründen unveränderbare bauliche Gegebenheiten schränken die Möglichkeiten hier oftmals stark ein. Auch an Lösungen für solche Problemfälle forscht das Fraunhofer IBP, denn denkmalgeschützte Gebäude und Räume können letztlich nur erhalten werden, wenn sie sich auch sinnvoll nutzen lassen. Mit dem Forschungsprojekt »Raumakustik für den Denkmalschutz« werden anhand dreier Reallabore Konzepte und raumakustische Lösungen erarbeitet, die individuell auf die Räume zugeschnitten, aber auch übertragbar sein sollen. Dabei werden die grundsätzlichen Probleme und Hindernisse bei der akustischen Gestaltung denkmalgeschützter Räume thematisiert. Eines dieser Reallabore ist der Franz-Marc-Raum im Kloster Benediktbeuern. Ziel des Projekts ist es, unter Beachtung der individuellen Anforderungen der Denkmalbehörde für ein Objekt unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten mit passenden akustische Lösungsvarianten zu erarbeiten. Daraus sollen dann generelle Hinweise und Vorschläge abgeleitet werden, die Planer und andere Interessierte dafür einsetzen können, die Raumakustik in denkmalgeschützten Gebäuden bzw. Räumen deutlich zu verbessern.
Fraunhofer-Experten forschen, messen und beraten
Hilfe bei allen Fragen der Akustik von Gebäuden bietet das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP, eines der erfahrensten und etabliertesten Institute der Fraunhofer-Gesellschaft. Das Fraunhofer IBP konzentriert sich dabei besonders auf den Menschen in seiner akustischen Umgebung. Dies umfasst alle Aspekte des gesundheitsbedingten Schallschutzes, des akustischen Wohlbefindens und der kognitiven Leistungsfähigkeit. Ziel ist die Entwicklung von leistungsgerechten Arbeitswelten. Mit ausgewiesenen Akustik-Experten, exzellenter Laborausstattung sowie modernsten Mess- und Analyseverfahren bietet das Fraunhofer IBP seinen Kunden eine breite Palette an Dienstleistungen. Dazu gehören Prüfung und Zertifizierung in akkreditierten Akustiklaboren sowie zielgerichtete Forschung und Entwicklung zu akustischen Materialien, Bauteilen, Komponenten und Konstruktionen – für den Neubau wie für den Sanierungsfall. Das Institut arbeitet dabei nicht nur mit Architekten und Bauplanern zusammen, sondern betreibt mit anderen Forschungseinrichtungen sowie Verbänden und Projektpartnern auch eine länderübergreifende Zusammenarbeit und engagiert sich in zahlreichen Kooperationen.
Guter Schallschutz zahlt sich aus – lassen Sie sich beraten und helfen!
Von einer Reduzierung der Geräuschkulisse profitieren am Ende nicht nur die Gäste und der Gastgeber, sondern auch das Personal (und eventuell sogar die Nachbarn). Denn im Arbeitsalltag führt Lärm oft zu Stress und unmittelbaren Beeinträchtigungen der Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter*innen. Um Orientierung zu geben bei der Frage, wie sich der Schallschutz und die Raumakustik in Hotels und Restaurants verbessern lässt, hat das Fraunhofer IBP eine Checkliste entwickelt, die Sie sich hier im Internet herunterladen können: https://www.ibp.fraunhofer.de/content/dam/ibp/ibp-neu/de/dokumente/flyer/ak/checkliste-hotel-akustik.pdf
Die Expertenteams des Fraunhofer IBP können die akustische Hotel- und Restaurantqualität anhand konkreter Kenngrößen quantifizieren und haben für jede akustische Anforderung probate Lösungen parat. Interessieren Sie sich für Lösungshinweise und -beispiele? Dann nehmen Sie unter 0711 970-3316 oder ak-sek@ibp.fraunhofer.de Kontakt mit dem Sekretariat der Abteilung Akustik auf. Ihr Anliegen wird an die richtigen Expertinnen und Experten weitergeleitet.
Übrigens: Das Fraunhofer IBP hat umfangreiche akustische Untersuchungen zu Luftreinigungsgeräten durchgeführt. Den Einstieg finden Sie unter https://www.ibp.fraunhofer.de/de/kompetenzen/akustik/technischer-schallschutz-fahrzeugakustik/geraeuscharme-luftreinigungsgeraete.html.
In einer Online-Studie zum Thema „Mobile Luftreiniger in Einrichtungen, Unternehmen und Organisationen“ wurden Entscheider zu möglichen Anschaffungswiderständen befragt. Dabei wurde die Geräuschentwicklung als wichtiges Handlungsfeld abgeleitet, um die Akzeptanz der Geräte und die Anschaffungswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Die Ergebnisse stehen in Kürze auf der Homepage des Fraunhofer IBP zur Verfügung.