Ernennung von Ausbildungsbotschafter des bayerischen Gastgewerbes

Arbeitsministerin Müller, Präsident Brandl und Vizepräsidentin Inselkammer auf dem Ausbildungsbotschaftertag / Umsetzung des neuen Modells Integrierte wertschätzende Ausbildung in der Praxis

(München) Von A wie Ausbildungszufriedenheit bis Z wie Zukunft der dualen Ausbildung in Deutschland reichte die Themenpalette des fünften Ausbildungsbotschaftertages des bayerischen Gastgewerbes im Münchner The Charles Hotel - Rocco Forte.

 

In seinem Grußwort zeigte Ulrich N. Brandl, Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern, die Bedeutung der Branche auf: „Mit 354.000 Erwerbstätigen und 10.500 Auszubildenden, die zusammen weit über 13 Milliarden Euro erwirtschaften, stellt das bayerische Gastgewerbe eine tragende Säule des Freistaates dar.“ Zugleich verwies Brandl auf die hohe Qualität einer Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie: „Eine Ausbildung im Gastgewerbe stellt die Basis für 111 Berufe dar, sie berechtigt sogar zum anschließenden Studium. Zudem bietet unsere Ausbildung eine weltweite Jobgarantie, nicht umsonst sind rund um den Globus unsere Fachkräfte für Führungspositionen äußerst gefragt.“

 

DEHOGA Bayern-Vizepräsidentin Angela Inselkammer zeigte am Beispiel des bayernweiten Modells Wertschätzende Ausbildung das sechsstufige Ausbildungsprogramm im Gastgewerbe auf, beginnend mit der Schulpatenschaft und dem Schnupperpraktikum, aufbauend während der drei Jahre Qualitätsausbildung mit Ausbildungspaten, Mitarbeitergesprächen, Auslandsaufenthalt, Schulungen und Prüfungsvorbereitungen, die dann nach erfolgreicher Abschlussprüfung in eine vom Ausbildungsbetrieb begleitete Karriere münden. Betriebe, die diese Qualitätsausbildung garantieren und nachweislich durchführen, können das Zertifikat TOP-Ausbildungsbetrieb erhalten. Diese Qualitätsausbildung ist gleichermaßen eine Chance für junge unbegleitete Flüchtlinge aber auch Jugendliche in Teilzeitausbildung, die auf Grund ihrer persönlichen Situation in ihrem Ausbildungsbetrieb in Hotellerie und Gastronomie ein berufliches Zuhause finden können. „Bayern Hotels und Gastronomie bieten eine Ausbildung für Jugendliche aus Bayern und aller Welt. So sind auch Flüchtlinge jederzeit herzlich willkommen. Denn für alle, die mit Leidenschaft Gastgeber sein wollen, bieten wir ein berufliches Zuhause für ein ganzes Leben“, so Inselkammer.

 

Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller betonte: „Eine duale Ausbildung ist der Grundstock für das ganze Berufsleben. Darauf lässt sich eine Karriere aufbauen. Damit dies gelingt, sind die Ausbildungsbotschafter Paten für die jungen Menschen und zeigen durch ihr persönliches Beispiel, welche Entwicklungsmöglichkeiten Hotellerie und Gastronomie in der Aus- und Weiterbildung bieten.“

 

Als feierlichen Höhepunkt des Tages überreichte Bayerns Arbeitsministerin Emilia Müller gemeinsam mit Vizepräsidentin Angela Inselkammer die Ernennungsurkunden an die Ausbildungsbotschafter der bayerischen Hotellerie und Gastronomie, so auch dem Hausherrn Frank Heller, Direktor vom The Charles Hotel - Rocco Forte. Die 130 bayerischen Ausbildungsbotschafter sind gastgewerbliche Unternehmerinnen und Unternehmer, die in ihren eigenen Betrieben hervorragend ausbilden und in IHK Prüfungsausschüssen tätig sind. Sie werden durch eine Urkunde ernannt und informieren bei Messen und Schulveranstaltungen über die Ausbildung und Karrieremöglichkeiten in Hotellerie und Gastronomie. Das bayerische Erfolgskonzept Ausbildungsbotschafter im Rahmen der vom DEHOGA Bayern initiierten wertschätzenden, integrierten Ausbildung im bayerischen Gastgewerbe, wurde von Beginn an vom Bayerischen Arbeitsministerium unterstützt und wird wegen seines großen Erfolges mittlerweile über Bayerns Grenzen hinaus in weiteren Bundesländern durchgeführt.

 

Mit dem Thema Ausbildungszufriedenheit von Auszubildenden im Gastgewerbe beschäftigt sich eine aktuelle Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Celine Chang von der Hochschule München, die ihre Ergebnisse dem Plenum vorstellte. Das Ziel der Studie ist es, neben der allgemeinen Zufriedenheit mit der Ausbildung herauszufinden, welche Aspekte im Betrieb zur Zufriedenheit beitragen, was die Auszubildenden an ihrer Ausbildung schätzen und in welchen Bereichen sie Handlungsbedarf sehen. Dafür wurden im Juli 2014 Auszubildende aus sechs Berufsschulen in Bayern im dritten Lehrjahr mittels Online-Fragebogen befragt. Zu Beginn des neuen Schuljahres wurden die Ergebnisse mittels Vertiefungsinterviews ergänzt. In Summe sind 54% sehr zufrieden bzw. zufrieden mit ihrem Ausbildungsbetrieb und 41% sehen ihre Erwartungen an die Ausbildung als erfüllt an. Wichtig ist den Auszubildenden insbesondere die Wertschätzung für ihre Arbeit, selbständiges Arbeiten und ein positives Arbeitsklima.

 

„Die Qualität der dualen Berufsbildung ist die Voraussetzung für gesellschaftlichen Wohlstand und attraktive berufliche Karrierewege“, so die These von Prof. Dr. Dr. h.c. Felix Rauner von der Universität Bremen, der in seinem Vortrag auf die Bedeutung der dualen Ausbildung für die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands einging und hierbei insbesondere den Wettbewerb zwischen akademischer und beruflicher Bildung hervorhob. Demnach ermöglicht eine hoch entwickelte duale Berufsbildung es den Unternehmen Kompetenzen und Verantwortung in die direkt wertschöpfenden Arbeitsprozesse zu verlagern und damit die Arbeitsproduktivität zu erhöhen – die entscheidende Voraussetzung zum Meistern des internationalen Qualitätswettbewerbes. Beim Erlernen eines modernen Berufes entwickeln die Auszubildenden nicht nur ihre berufliche Kompetenz, sondern auch berufliche Identität und eine Berufsethik: Die Quellen für berufliches Engagement, Qualitäts- und Verantwortungsbewusstsein. Die internationale Berufsbildungsforschung zeigt eindrucksvoll, dass – darüber hinaus – die soziale Integration von Jugendlichen in die Gesellschaft und der Übergang in eine berufliche Beschäftigung in Ländern mit einem entwickelten dualen Berufsbildungssystem besonders gut gelingen. Daher spricht alles dafür, diese deutsche und gleichermaßen europäische Berufsbildungstradition im heutigen Europa wieder zu etablieren als eine Voraussetzung für eine innovative europäische Bildungsarchitektur und einen europäischen Arbeitsmarkt für qualifizierte Fachkräfte.

 

In einem dritten Vortrag zeigte die Pädagogische Psychologin Susanne Russek unter dem Titel Was ist nur mit Euch los? auf, wie Jugendliche im 21. Jahrhundert verstanden und begleitet werden können. Ihre Theorie: Jugendliche machen heute immer wieder Schlagzeilen – Negative! Chillen als Lebensmaxime, YOLO-Aktionen und mangelnde Ausbildungsreife. Sie hinterfragte, ob es wirklich so dramatisch sei oder es sich hier nicht um eine ganz normale, wiederkehrende Generationendiskrepanz handele? Was sei normal und wo sollten Ausbilder und Pädagogen genauer hinschauen? Denn, so Russek, Jugendliche in ihrer Entwicklung verstehen sei noch nie leicht gewesen. In dieser Zeit stecken junge Erwachsene in einer körperlichen und vor allem psychosozialen Umbruchsituation. Sie suchen eigene Werte und Orientierung, testen Grenzen aus und wollen sich dabei von Autoritätspersonen abheben. Parallel dazu unterliegt unsere Gesellschaft einem hohen Wandel. Daher stellt sich die Frage, wo finden Jugendliche die notwendige Orientierung und Sicherheit für ihre Entwicklung? Es liegt eine besondere Chance in der schulischen und betrieblichen Ausbildung und in den Beziehungen der Jugendlichen zu ihren Ausbildern und Mentoren, den Pädagogen. Hier können vor allem „schwierige“ Jugendliche Orientierung und die Möglichkeit zur „Nachreifung“ erhalten, die Voraussetzung für ihre stabile Entwicklung und letztendlich Basis für eine intakte, tragfähige Gesellschaft. Betrachtet wird das gesellschaftliche Phänomen der ‚psychischen Unreife’ Jugendlicher, die an der Schwelle zum Erwachsenen- und Arbeitsleben stehen.

 

Den Abschluss des Ausbildungsbotschaftertages bildeten Workshops der Ausbildungsbotschafter, in denen die Ergebnisse der Referenten vertieft behandelt wurden.


- Ende der Pressemitteilung -